Bussebart + Stadthafen

Mitarbeit: Lorenza Manfredi

mit LWA leyk wollenberg architects, Berlin

Stadthafen-Kai
Die herausragende räumliche Besonderheit des Rostocker Stadthafens, seine große Weite im Kontrast zur historisch baulichen Dichte der Altstadt, stellt zugleich auch die Herausforderung für die Gestaltung dieses besonderen Stadtraumes dar. Unser Vorschlag für den neuen Stadthafen in Rostock basiert auf wenigen Interventionen, die diese einzigartige Qualität der Weite und den Hafencharakter bewahren, sie in einen angenehmen Kontrast zu Räumen und Orten des Verweilens, Spielens, Unterhaltens und Bewegens stellen und sie neu inszenieren. Um mehr Aufenthaltsqualitäten zu gewinnen wird die große freie Fläche räumlich gegliedert. Die Flexibilität und Multifunktionalität des Kais für die in wenigen Wochen im Jahr stattfindenden Veranstaltungen wie Weihnachtsmarkt, HanseSail, Zirkus und Pfingstmarkt wird damit nicht eingeschränkt. Bestehendes wird durch ergänzende Einlassungen in den Kaikörper qualifiziert, wie z.B. die große, flache Rampe im Haedgehafen. Die vorhandenen Hafenstrukturen wie Portalkran und Hafenmeisterei werden als Identität stiftende Elemente für die Besucher erschlossen. Die Fläche wird minimal mit einem abge-stimmten Gestaltkanon entlang des Parcours möbliert (Holzbänke, niedrige Pollerleuchten, hohe Mastleuchten in Teilbereichen).

Theater
Die weiten Wasserflächen der Warnow geben Rostock ihre sehr spezifische Identität. Diese einzigartigen Hafen- und Uferräume werden die Wahrnehmung von Rostock zukünftig stärker prägen. Als neues Wahrzeichen von Rostock und mit der herausgehobenen Bedeutung eines Gebäudes im öffentlichen Interesse, steht das Rostocker Theater als freistehender Solitär gerade deshalb an diesem Ort. Das Theater ist vom Universitätsplatz der Altstadt gut sichtbar. Wegen der direkten Nachbarschaft zur historischen Altstadt ist der Osten des Hafenkais der strategisch beste Ort, um in dieser besonderen, Wasser nahen Atmosphäre die Verbindung Rostocks zur Warnow neu zu erschließen. Gleichzeitig wird das Theater hier zum städtebaulichen Gelenk zwischen Altstadt und dem öffentlichen Raum der Kaiflächen.

Fischerhafenbecken
An diesem Ort, an dem zwischen Kohlen-Quai und Christinenhafen, das historische Hafenbecken des Fischerhafens lag, schlagen wir ein ca. 5 cm flaches Wasserbecken vor. Hier wird das Element Wasser haptisch und spielerisch erfahrbar gemacht. Zur Warnow fließt das Wasser über einen Wasservorhang in den Fluss. Vom Theater kommend wird der Besucher des Kais an dieser Stelle darauf aufmerksam gemacht, dass hier eine andere, kleinteiligere Bespielung des Kais beginnt. Die terrassenförmigen Sitzflächen können in Zusammenhang mit einer Freilichtbühne für Konzerte, Theater- oder Filmvorführungen genutzt werden. Im Winter kann diese Fläche im Zusammenspiel mit dem Weihnachtsmarkt als Eislaufplatz genutzt werden. Die Fläche für das Becken kann bei Bedarf, z.B. während der Hansesail, schnell trocken gelegt und mitgenutzt werden.

Parcours
Ein umlaufender Parcours macht den Stadthafen als Ganzes erfahrbar und schafft durch gezielte punktuelle Eingriffe eine Sequenz von unterschiedlichsten Situationen am und im Wasser. Hier entstehen kleine, bepflanzte Sitzplätze, Sportinseln und Freiraumelemente wie der Ölweiden bestandenen Hafengarten. Auf dem „elastischen“ Band des Parcours können die Besucher in unterschiedlichen Geschwindigkeiten als Spaziergänger, Skater, Radfahrer, etc. die einzigartige Atmosphäre des Kais erleben. Der Parcour wird ebenengleich mit der Oberfläche des Hafenkais ausgebildet. Der äußere Rand des Parcours wird durch eine Doppelreihe großformatiger Betonplatten gebildet, während innen ein „flexibles“ Asphaltband begleitet und einbezieht.

Quartiersplätze und Erschliessung
Neben den linearen Strukturen der Baumalleen, die durch Rasenflächen, Bänke, Rasen, Informations- und Aufenthaltsangebote für Touristen und Bewohner qualitätvoll ergänzt ist, werden innerhalb der nordwestlichen Altstadt Quartiersplätze, Spielplätze und begrünte Innenhöfe als vor allem bewohnerorientierte, wohnungsnahe Grünstruktur angeboten. Die Erschliessung für MIV und Stellplatzanlagen der Anwohner werden hier an einzelnen, gebündelten Standorten integriert. Als eigenständige, klare Raumfigur wird die Lange Strasse mit einer großen, Baumgruppe zu einer Torsituation ergänzt.

Haedgehalbimsel (Sport-Park)
Für den westlichen Teil des Kais schlagen wir Nutzungen wie Beachvolleyball, Basketball, Open-Air-Kino und ähnliches vor. Diese, zum Teil temporären Nutzungen, behindern die Großveranstaltungen nicht. Sie sind ebenengleich, abbaubar, abdeckbar und lassen sich z.B. im Rahmen der Hansesail einfach “überspielen”.

Haedgehafen
Um auch das historische Theatergebäude mit dem Wasser in Verbindung zu bringen, wird der Haedgehafen wieder in seine ursprüngliche Form gebracht. Den Endpunkt des historischen Hafenbeckens bildet eine seicht ins Wasser führende Rampe.