Hainzeit

Anonymer einstufiger Projektwettbewerb im offenen Verfahren

Mitarbeit: Lorenza Manfredi

mit Barbara Wille

Der Standort der Hochschule Ludwigshafen in Mundenheim wird durch Neubauten zu einem Campus mit hoher Aufenthaltsqualität für eine wesentlich vergrößerte Anzahl an Studierenden und Lehrenden entwickelt. Ehemals in der Stadt untergebrachte Fachbereiche ziehen auf den Campus und bereichern den Lehrbetrieb. Mit der Errichtung des Gebäude C wird das städtebauliche Ensemble der Hochschulbauten um eine dreiseitig gefasste Freifläche gruppiert, die zum Zentrum des Campus avanciert. Flankiert von breiten Platz- und Wegeflächen soll die quadratische Freifläche in einem strengen Raster von 5,60 x 5,60 m mit japanischen Zierkirschen bepflanzt werden. Der geordnete Hain aus sieben Baumreihen à sieben Bäumen wird als Fläche, Raum und Objekt zum räumlichen Zentrum der Hochschule. Darum herum organisieren sich die Lehrgebäude und das akademische Leben. Das lehrende und forschende Miteinander wird exemplarisch im Bild des Hains aufgegriffen und verstärkt, wurde doch die erste platonische Philosophenschule in Athen unter einem “Akademeia” genannten Hain gegründet und im Laufe der Zeit nach diesem Hain benannt. Diesen reziproken Gründungsimpuls nimmt der Entwurf Hainzeit in mehrfacher Hinsicht auf und spiegelt ihn zurück: auf den Hain selbst und auf spezifische Räume und Orte des Hochschulkomplexes. Das dem Hain zugrundeliegende Raster wird zur Matrix erhoben und durch farbige, rahmenförmige Stahlskulpturen aufgegriffen und animiert. Die einzelnen Rahmenelemente zitieren und variieren das Rastermaß von 5,60 m als Quadrate und als stehende oder liegende Rechtecke. Die Seitenverhältnisse der Rechtecke erinnern an ein Blatt Papier im DIN Format, dessen Abweichung vom universellen quadratischen Modul dieses zwar noch als Idee enthält, sich jedoch durch die spezifische Ausrichtung auch davon emanzipiert und sich individualisiert.

Die Platzierung der einzelnen Rahmen orientiert sich gleichwohl an der Rastermatrix des Hains. Orthogonal zueinander treten die Rahmen in einen vielschichtigen und vermittelnden Dialog mit sowohl dem Hain als auch den Hochschulgebäuden. Als senkrecht gestellte Rahmen wird das abstrakte Raster der Baumpflanzung zu konkreten Perspektiven und zu Orten des Übergangs und des Davor und Dahinter. Zur räumlichen Qualität tritt somit auch eine zeitliche Dimension. Verdichtet im Inneren des Kirschhains und an seinen Rändern, bilden die Rahmen die Matrix stellenweise auch in entfernteren Bereichen des Campus aus. An den Eingängen zur Hochschule definieren sie die Schwelle hinein in den Campus und in die Lehrgebäude, gleichzeitig weisen sie aus dem Zentrum heraus in die Welt und somit auf Austausch und Zukunft. Das Farbschema der Rahmen greift in fünf unterschiedlichen Farbtönen die zierliche, dennoch ikonographische Farbigkeit der Kirschblüte auf, wie sie mit den japanischen Kirschblüten wohl ihre höchste Ausprägung und Bildhaftigkeit gefunden hat. Im Frühjahr mischen sich die Farben ins Blütenmeer der Kirschbäume, werden im Sommer vom Laub beschattet, im Herbst erinnern die orange-rötlichen Farben an die Blüte des Frühjahrs und fallen hinab. Im Winter sind die zarten Farben der Rahmen eine Verheißung an den kommenden Frühling und an erneutes Erblühen.

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