Erna und Gottfried Stüdli

Mitarbeit: Jannis Schiefer

mit KilgaPopp Architekten

Der Ersatzneubau der Siedlung 6 nimmt die räumlichen und strukturellen Charaktereigenschaften des Quartiers auf und übersetzt sie situativ in ein Gefüge aus drei neuen, grosszügig miteinander verbundenen Aussenräumen. Diese verfeinern zudem das informelle Wegnetz im Quartier und bekommen dadurch Bedeutung über die Siedlung hinaus.
Der kommunikative Hof als neue räumliche Mitte der Siedlung 6 wird das ‚Herzstück’ für die Genossenschafter. Er ist massgeblich bestimmt durch die offenen Treppenhäuser zu den Wohnungen und deren Aussenräume sowie die Waschsalons. Dieses prägt einen offenen und kommunikativen Hofcharakter wie man ihn auch von Innenhöfen im mediterranen Kontext kennt. An der östlichen Seite formt der Neubau, der jetzt etwas mehr von der Parzellengrenze abgerückt ist als baugesetzlich erlaubt, einen wohlproportionierten Stadtraum zur Casa d’Italia. Die Passeggiata fügt einzelne Wegsegmente und Wegplätze entlang des neuen, öffentlichen Stüdliwegs zu einer kleinen Sequenz urbanen Geschehens zusammen. Der Außenbereich des Kindergartens führt von der Ernastrasse zum Sitzplatz am Gemeinschaftsraum und durch den Durchgang bis zur Hohlstrasse. Der Gartenhof ist durch die Gärten der angrenzenden Wohnungen geprägt, die gemeinsam den Raum und die ruhige Atmosphäre des Hofs prägen. Gleichzeitig öffnet er sich zur Ernastrasse und bietet dem Quartier und den Bewohnern eine informelle Durchwegung zur Hohlstrasse an. Zwei Öffnungen verbinden die drei neuen Außenräume entlang des Zeilenbaus an der Hohlstrasse. Entlang dieser Wegeverbindung sind gewerbliche und gemeinschaftliche Nutzungen wie die Geschäftsstelle der GBMZ, der Gemeinschaftsraum und die Waschsalons angegliedert. Charakteristisch sind dabei die Raumübergänge welche als mehrfachnutzbare Schwellenräume ausgebildet sind. Mit der städtebaulichen Setzung entstehen drei neue, grosszügige Außenräume im Baufeld, deren differenzierte Charaktere das nachbarschaftliche Quartierleben bereichern. Die Gestaltung widmet sich hierbei vor allem dem Erzeugen klar zugeordneter Einzelräume, die jedoch immer auch im Dienst eines übergeordneten Raumeindrucks stehen sowie über die Schwellenräume (Vorgärten, Loggien, Zonen) zum privaten Innenraum vermitteln.
Im Gartenhof werden die privaten und gemeinschaftlichen Gartenbereiche durch breite, aber niedrige Hecken geprägt (1,2 x 0,8 m). Diese wirken gemeinsam, verbindend als Flächentextur. Der größte angrenzende Garten, jener der Pflegewohnungen ist somit klar abgegrenzt, aber visuell und für den Schwatz über die Hecke ins Quartierleben einbezogen. Der zentrale Hof ist durch eine lichte Baumhalle aus Gleditschien geprägt. Während umlaufend großformatige Betonplatten die Räume in und neben der Loggiaschicht quasi als offene Wohnterrasse nutzbar machen, steht die Baumhalle in einer einfach modifizierbaren, chaussierten Fläche. In diesem weichen Raum kann die gewünschte Ausstattung und deren freie Positionierung gemeinsam mit den Bewohnern entwickelt werden. Neben Spielgeräten und Sitzmöglichkeiten sind hier zum Beispiel Hochbeete, Banden für Boccia oder ein Wassertisch denkbar. Die Freiraumsequenz der Passeggiata entlang des neuen Stüdliwegs verbindet – wiederum über klar zuordnende Raumgrenzen hinweg – öffentliche Durchwegung und Spielflächen des Kindergartens, inneren Platzraum für das Quartier und private Gartenflächen.
Bestandsbäume werden hier durch Neupflanzungen ergänzt, die in lockerer Anordnung über die Grenze zum Kindergarten hinweg wirken. Das gliedernde Element zwischen Wegfläche und Kindergartenbereich ist eine Art „Holzhecke“ auf denen man auf die beiden Seiten sitzen kann, mit höheren Bereichen, die partiellen Sichtschutz bieten und am Ende als Lagerregal für Bobbycars und Förmchen dienen mag. Während hier, geschützt, der Spielbereich mit Wiese verortet ist, ist der offene Eingangsplatz auch als Pausenfläche konzipiert (mit anschliessender, auch bespielbarer, beschatteter Picknickmöblierung). Zur Ernastrasse hin ist der Kindergarten als Vorgarten (sic!) mit einem durch die Kinder bepflanzbaren Hochbeet abgegrenzt. Die Ernastrasse ist einerseits durch die vorhandenen und neuen Vorgärten mit niedrigen Hecken geprägt. Neue Öffnungen von kleinen Eingangsplätzen an den Durchgängen beidseits der Ernastrasse erweitern abwechselnd den Strassenraum bis an die Fassaden. Die Raummitte wird abwechslungsreich durch kleinkronige Rotdorne akzentuiert, sodass sich hier á la longue auch eine kleine Spiel- und Aufenthaltssequenz auf Bänken, Balancierbalken oder einer Wippe anbietet.