Angelico
anonymer einstufiger Projektwettbewerb
im offenen Verfahren
3.Rang, 1.Ankauf
mit Felgendreher Olfs Köchling Architekten, Berlin
anonymer einstufiger Projektwettbewerb
im offenen Verfahren
3.Rang, 1.Ankauf
mit Felgendreher Olfs Köchling Architekten, Berlin
Der Friedhof als Park
Die Grünanlage wird mit einem differenzierten Wegenetz und dem lockeren, parkartigen Baumbestand aus der räumlichen Grundstruktur des Friedhofs weiterentwickelt. Im Bereich des Krematoriums stehen die Baumgruppen auf den Grünflächen, akzentuiert mit locker platzierten Blutbuchen. Diese heben sich kontrastreich vor dem Hintergrund der grünen Laubbäume ab und geben dem Ort eine besondere Identität. Der Hauptzugang zum Krematorium erfolgt über einen kleinen Vorplatz an der Strättlingenstrasse von dem der Besucher durch eine freistehende, skulpturale Betonmauer die Parkanlage betritt. Hier präsentiert sich das Krematorium über einen bodenebenen Wasserspiegel und die offenen, ruhigen Rasenfelder als leichtes Gebäude im Park. Raum und Wegeführung sind grosszügig angelegt. Lichtungen eröffnen Ausblicke in die Grünanlage und die nahe gelegenen Landschaftsräume. Die seitliche, abgewandte Zufahrt zur Annahme ist frei zugänglich, jedoch in den Bildhintergrund verschoben und durch die natürliche Topographie leicht versenkt und dadurch hierarchisiert.
Der offene Pavillon
Das Krematorium zeigt sich als pavillonhaftes, eingeschossiges Bauwerk. Arkaden öffnen das Gebäude zum Park. Dieser überdachte Außenraum ist die eigentliche Eingangshalle des Hauses. Von hier werden Ofenvorraum, Aufbahrungsräume und Bestattungsamt betreten. Die Konzeption des Grundrisses mit vielen Zugängen ermöglicht auch gleichzeitig unterschiedliche Abläufe und Rituale. Jeder kann selbst entscheiden, ob er alleine sein möchte oder die Gemeinschaft sucht. Diese Freiheit und Flexibilität in der Nutzung ist essentiell für eine langfristige Nutzung als Krematorium für alle Religionen, Bevölkerungsgruppen und Generation. Die starke Form des einfachen Rundbogens bietet vielfältige Assoziations- und Bezugsmöglichkeiten. Es besteht die Chance, dass sich hierin Menschen mit unterschiedlichen kulturellen und religiösen Hintergründen wiederfinden können.
Die Schwelle
Das Hinaustreten aus dem Haus ist womöglich wichtiger als das Hineingehen: Nachdem der Trauernde den Verstorbenen das letzte Mal gesehen hat, tritt er in den Schwellenraum zwischen Park und Haus. Er kann sich auf einer der Bänke niederlassen, oder in den Park hinaustreten und allein sein, wenn ihm danach ist. Der Landschaftsraum fliesst ins Gebäude und holt den Trauernden ab. Die Sargannahme und die Anlieferung für die Blumen befinden sich auf der dem Friedhof abgewandten Seite. Hier befinden sich auch die Räume für die Administration von Krematorium und Bestattungsamt. Trotzdem ist es möglich das Gebäude auch als Friedhofbesucher auf den Park wegen zu umschreiten.
Dem Himmel näher als der Erde, Räume des Abschieds
Im Krematorium werden die Menschen nicht begraben, sondern verbrannt. Die Oberlichter lassen zenitales Licht einfallen und stehen für das Hinaustreten, das Entschwinden. Die Tonnendächer vermitteln Schutz und Geborgenheit für die Trauernden. Die Materialiät der Betonwände hat eine starke Präsenz. Im Aufbahrungsraum sind die Wände fein geschliffen. Erde in Form von Sand und Kies kommen zum Vorschein. Das profane Material wird veredelt. Der matte Glanz reflektiert das Licht. Im Aufbahrungsraum bleiben die Tageszeiten mit unterschiedlichen Lichtqualitäten wahr-nehmbar. Der Ofen mit dem Vorraum bildet das Herz der Anlage. Materiell bleibt bei der Kremation Asche und Rauch. Die Trauerräume im neuen Krematorium vermitteln zwischen dem Leichten und dem Schweren, zwischen dem Dinglichen und dem Flüchtigen.
Die Fügung
Obwohl es sich beim Beton um ein monolithisches Material handelt, erscheint das Haus als ein gefügtes Gebilde. Der Massstab der schweren Betonfertigteile lässt eher an Steinplatten in einem Steinbruch oder an Grabsteine denken, als an eine handwerkliche Vermauerung. Das Gebäude „verliert“ so den alltäglichen, profanen Massstab. Die Oberfläche variiert je nach Raum den sie begrenzen, von seidenmatt geschliffen im Aufbahrungsraum bis sandgestrahlt im Aussenbereich. Auch das weckt Erinnerungen an die unterschiedlichen Bearbeitungstechniken des Steinmetzes. Die Vorfabrikation verkürzt die Bauzeit. Die Oberflächen könne im Werk relativ kostengünstig maschinell erstellt werden. Die industrielle Fertigung ist letztlich auch ein Verweis auf die rationale und standardisierte Technik hinter den Wänden des Krematoriums. Der Minergie P-Standard kann mit den geplanten Dämmstärken, Solarpaneelen auf dem Dach, einer effizienten Wärmerückgewinnung und ggf. einer unterstützenden Grundwasserwärmepumpe erreicht werden.
Die zweite Etappe
Der Neubau für die Friedhofsbewirtschaftung ist als separater Baukörper am Haupteingang angeordnet. Aus dem orthogonalen Raster des Friedhofs herausgedreht orientiert er sich eher an der benachbarten Bebauung in der Strättlingen-, bzw. C.F.L.-Strasse. An den Aussenanlagen der Etappe 1 muss nichts geändert werden. In dem Bereich befinden sich, kompakt angeordnet alle notwendigen Funktionen für die effiziente Bewirtschaftung des Friedhofs. Das Gebäude ist wie das Krematorium aus Betonfertigteilen konstruiert. Die Form ist maximal schlicht, einfach und effizient. Die Oberfläche des dunkel eingefärbten und ausgewaschenen Betons orientiert sich an den Hecken, die den Friedhof begrenzen.