Cultiver la Memoire

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realization october 2018

art&jardins

The garden is about learning, about overcoming adverse situations, and taking up responsibility; this is a possible link to dealing with the terrors of World War I, where literally the soil was turned over. We propose a garden project that is not oriented towards form, but towards process and practice. We aim to primarily highlight the authenticity of the site and make it more accessible. At three sites, distributed over the larger Vieux Craonne, a thin ring of stainless steel, will mark a representative focus of intensified curiosity, care, and attention. The rigid steel rings react with and underline the dramatic topography of the area. Here, the soil of the battle ground will be recultivated: within the rings thousands of bulbs are planted – individually, over the years. During most periods of the year, inhabitants and visitors can bring bulbs of so me thirty different plants and set them into the ground. Starting with the inauguration of the garden in autumn, the planting of bulbs will be an on-going activity at the site.

Für das Gedenken an den Krieg scheint ein Garten zunächst das schlechteste Medium zu sein: Krieg ist Tod, Unordnung, Diskontinuität. Und gerade im Fall des Ersten Weltkriegs ging es typischerweise um die buchstäbliche Verwerfung und Umwälzung des Bodens. Jedoch geht es in jedem Garten gleichzeitig um Widerstand, es geht um das Schaffen und die Verwirklichung einer bestimmten Ordnung, sowie deren Aufrechterhaltung – oft im Kampf mit der Natur.
Ich interessiere mich für den Garten als kulturelles Werkzeug. Hierin eignet sich Garten als Medium für die Bemühungen um das kollektive Gedächtnis, um die Erinnerung und um das Gedenken. Denn, auch im Garten geht es darum widrige Situationen zu überwinden, Verantwortung zu übernehmen – und zu lernen. Die Erinnerung an den Krieg und insbesondere an die beiden großen Kriege, die die Zivilisation in Europa verworfen haben, muss ein fortlaufendes Projekt bleiben. Wir Europäer sind verpflichtet, unseren gemeinsamen Garten der Erinnerung zu pflegen. Und während uns heute noch die Früchte der Schönheit und des friedlichen Zusammenlebens gewährt werden, müssen wir uns um die Aussaat der Samen für weitere Generationen kümmern.
Cultiver la Mémoire ist ein kleines Projekt, das nicht auf Form, sondern auf Prozess und Praxis ausgerichtet ist. Drei Gärten in den äußeren Bereichen des zerstörten Dorfes Vieux Craonne sollen Neugierde und Interesse für das weitläufige Areal wecken. Die drei Garteninstallationen zielen in erster Linie darauf ab, die Authentizität des Ortes hervorzuheben und ihn besser zugänglich zu machen. Als einfaches Markierungselement dienen drei große Kreise aus Edelstahl, aus einem Material also, das sich nicht mit historischen Überresten in der Umgebung verwechseln lässt. Der starre, geometrische Stahl reagiert mit der dramatischen Topographie des Geländes und unterstreicht deren andauernde Störung. Innerhalb der Kreise soll der Boden besondere Aufmerksamkeit erhalten: Tausende Blumenzwiebeln von etwa zwanzig verschiedenen Pflanzarten werden hier nach und nach gepflanzt. Zu fast allen Jahreszeiten können Bewohner, Nachbarn und Besucher Zwiebeln mitbringen und in den Boden setzen. Ab der Einweihung des Gartens zum hundertjährigen Jubiläum des Waffenstillstands soll dieses Pflanzen zu einer langfristigen gärtnerischen Tätigkeit auf dem Boden des zerstörten Dorfes werden.
Die Zwiebel – botanisch gesehen Speicher und Träger von Energie und Information – ist an sich schon ein Element des Gedächtnisses. Durch die Aktivierung ihres semantischen und partizipativen Potenzials im vernarbten Boden des ehemaligen Schlachtfeldes, könnte so aus dem einfachen, individuellen Beitrag des Besuchers langfristig ein gemeinsames Projekt der Kultivierung von Erinnerung werden.

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